20 Januar 2007

Köpenhamn

So langsam lebe ich mich zu Hause wieder ein. Zeit, über die Heimfahrt zu berichten. Alles begann am frühen Montagmorgen mit der Zimmerabnahme, bei der die stämmige Hausmeisterin sich vergewisserte, daß wir auch alles ordentlich hinterlassen würden. Bei mir stellte sie fest, daß ich den Boden hinten unter der Badewanne nicht gewischt hatte. Ja wie auch, da kommt man ja gar nicht hin! Kein Problem meint sie, geht in die Hocke und reißt die Badewanne aus dem Boden (die freistehende Wanne steckt mit einem Rohr im Boden). Wunderbar, schon kann ich wischen, nur leider steht die Wanne im Weg. Einige verrenkte Minuten später ist der Boden sauber(er) und ich kann die Wanne zurückschieben und das Rohr wieder im Boden versenken. Bleibt nur noch, das restliche Bad nochmal zu wischen, da die gute Frau mit ihren schmutzigen Stiefeln drin rumspaziert ist. Bei Nastasja wurde ein unsichtbarer Fettfleck an der Wand entdeckt, aber schließlich konnten wir uns doch auf den Weg machen.
Nach wochenlangem Regenwetter gab es dann noch eine nette Überraschung für uns: Schnee!


Acht Stunden und die Öresundbrücke später waren wir in Kopenhagen und hatten unser Hotel (Missionshotel Nebo, sehr empfehlenswert!) gefunden. Vor dem Schlafengehen sind wir noch ein wenig durch die Stadt spaziert.

Blick vom Rathausplatz auf die Reklametafeln, links der Tivoli

Rathausplatz bei Tag, in der Mitte das Rathaus

Den folgenden Dienstag hatten wir als Reiseunterbrechung geplant, um uns Kopenhagen anzuschauen.

Entsprechend hatten wir auch eine kleine Liste mit Sehenswürdigkeiten vorbereitet, alle im Stadtkern, da muß man schon nicht weit laufen...
Wie man links auf der Karte sehen kann, sind wir doch ein ganzes Stück gelaufen (nimmt man die Wege in den Museen hinzu, kommt man auf ca. 25km. Fazit unserer Tour: Kopenhagen ist die schönste der skandinavischen Hauptstädte! Es gibt gleich mehrere Schlösser: Rosenborg, die ehemalige Sommerresidenz des Königs, beherbergt heute den Kronschatz und wird von Wachen mit Bajonetten bewacht. Christiansborg ist heute der Sitz des dänischen Parlamentes. Amalienborg besteht aus mehreren Gebäuden, die um einen zentralen Platz angeordnet sind.


Christiansborg, Amalienborg, Rosenborg

Weiterhin gibt es das Kastell, an dessen einem Ende man die berühmte kleine Meerjungfrau findet. So bekannt die Statue ist, so unansehnlich ist der Ort an dem sie aufgestellt wurde:
Das Stadtbild wird neben den Schlössern besonders von großen prachtvollen Gebäuden geprägt, z.b. der Börse (gebaut im 17. Jahrhundert):
Aber es gibt eben auch die typischen alten Hafenhäuser (besonders am "neuen" Hafen, Nyhavn):

Ein weiterer Punkt auf unserer Tour war der sogenannte runde Turm (Rundetaarn), der 1637 als Treppenhaus der Universitätsbibliothek gebaut wurde. Wobei das Wort Treppenhaus nicht zutreffend ist, da es im Turm keine Treppen gibt. Man könnte sogar mit einem Pferdefuhrwerk oder einem Auto hochfahren.


Der Turm ist wegen zwei Dingen interessant. Erstens hat man von oben einen Blick über die gesamte Stadt, und zweitens aufgrund der beiden Latrinen, die sich im Turm befanden (eine auf halber Höhe und eine ganz oben). Einer Informationstafel entnehmen wir folgendes: Die Latrinen waren mit einer gemauerten Senkgrube verbunden, die nur zweimal im Jahrhundert geleert werden mußte.. Im Turm war der Gestank der Latrinen trotz offener Fenster und doppelter Türen fast unerträglich. 1902 wurden Toiletten mit Wasserspülung installiert und an die Kanalisation angeschlossen. 1921 wurde die Senkgrube zum letzten Mal geleert.

Blick vom runden Turm über Kopenhagen

Wirklich sehenswert ist auch das dänische Nationalmuseum. Der Eintritt ist frei und man kann auf den vier großen Stockwerken des ehemaligen Prinzenpalais viel Zeit zubringen, was besonders in im Winter mit den kurzen Sonnenscheinzeiten sehr angenehm ist. Leider konnten wir nur 2,5 Stunden im Museum bleiben, bevor es geschlossen wurde.
Danach besuchten wir die Freistadt Christiania, eine alternative Wohnsiedlung, die vor 30 Jahren entstand, als ein ehemaliges Militärgelände von Hausbesetzern übernommen wurde. Das Viertel hat eine eigene gemeinschaftliche Verwaltung, die Einwohner zahlen weiterhin Steuern an den dänischen Staat, aber auch an die eigene Verwaltung. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Siedlung zu räumen, wurde sie vom dänischen Parlament als "soziales Experiment" geduldet. Bis 2003 wurde dort der Verkauf von Haschisch auf offener Straße geduldet. Momentan sieht es düster aus für die Christianier, da die neue dänische Regierung dem Treiben ein Ende machen will.
Aber zurück zu unserem Besuch: Das Viertel ist sehr interessant und für uns Kinder der Zivilisation auch ein wenig beängstigend, da es dort keine funktionierenden Straßenlaternen gibt und es somit zwischen den Häusern schon sehr dunkel wird. Das ganze erinnert ein wenig an Filme, in denen nach dem 3. Weltkrieg die Überlebenden in autonom verwalteten Siedlungen leben ;)
Wir wollten dort eigentlich zu Abend essen, in einem Restaurant, daß Micke uns empfohlen hatte, aber als wir es nach kilometerlangem Umherirren endlich gefunden hatten, war es für Renovierungsarbeiten geschlossen. Aber trotzdem: Ein sehr interessantes Viertel!

Schließlich schafften wir es mit schmerzenden Füßen zurück ins Hotel, wo wir am nächsten Morgen um sechs aufstanden. Um acht Uhr früh verließen wir Kopenhagen und kamen um acht Uhr abends nach fast staufreien 12 Stunden in Tübingen an.

1 Comments:

Blogger Ttox said...

Hi,

wieder mal tolle Fotos, schön das wir weiter Panoramen geliefert bekommen, den Text wer ich erst Dienstag lesen können.

Schon wieder eingelebt in good old Germany?

21 Januar, 2007 23:13  

Kommentar veröffentlichen

<< Home