Frohe Weihnachten!

Aber fangen wir am Anfang an. Am 22.12. hatte ich Zahnschmerzen, die mich sehr an diejenigen erinnerten, die ich vor 4 Wochen bei meiner Kieferhöhleninfektion hatte. Also hab ich morgends früh die medizinische Hotline (Sjukvårdsrådgivningen) angerufen um einen Arzttermin zu bekommen. Als ich endlich auf Warteplatz 8 angekommen war, war mein Handyguthaben aufgebraucht (Ich dachte dieser Anruf sei kostenlos...).
Einige Versuche später habe ich dann mit Skype eine Verbindung und schließlich auch einen Arzttermin bekommen. Der Arzt stellte eine erneute Infektion der Kiefernhöhle (diesmal viral) fest und verschrieb mir einen speziellen Nasenspray. Das Ganze hat zwar 20€ Praxisgebühr sowie nochmal soviel für Medikamente gekostet, nur leider war die Diagnose falsch.
Schon am Nachmittag, als ich meine Familie vom Flughafen abgeholt habe, war meine Backe leicht geschwollen. Die Zahnschmerzen waren allerdings weg. Am 23. war die Schwellung stärker, so daß ich wieder die Hotline angerufen habe. Die rieten mir, am 24.12. morgends beim diensthabenden Zahnarzt anzurufen.
Also bin ich extra früh aufgestanden und habe dort angerufen. Ich solle so schnell wie möglich kommen (also kein Frühstück). Die Adresse sei Bredgränd 9. Wunderbar, denke ich, die Straße kenne ich!
Hingeradelt, Nummer 9 gesucht. Da ist ein Einkaufszentrum, die Tür ist geschlossen. Von Zahnarzt keine Spur. Einen einsamen Passanten gefragt, wo hier der Zahnarzt sei, leider wußte er es nicht. Also nochmal beim Zahnarzt anrufen. Die Helferin erkennt mein Problem: Ich sein in der Bredgränd und müsse in die Bedgränd, eine Parallelstraße in südlicher Richtung. Eine Dreiviertelstunde, viele Straßenschilder, drei Passanten (Meinen Sie Bäverns Gränd?) und mehrere zurückgelegte km später bin ich kurz davor, aufzugeben. Mein letzter Helfer, ein Taxifahrer, ist sich absolut sicher, daß es in ganz Uppsala keine Bedgränd gibt. Er kenne nur die Vredgränd, die liege gleich hier um die Ecke, da sei auch die Zahnklinik. Endlich!
Die Verständigungsprobleme mit der Arzthelferin sind nur der Anfang meines schwedischen Vormittags. Im Wartezimmer darf ich erstmal 25 Fragen über meinen Gesundheitszustand beantworten. Ich habe mein Wörterbuch nicht dabei, finde aber einen schwedischen Patienten, der mir die Begriffe mehr oder minder gut erklären kann (er spricht kein Englisch und hält mich für einen Dänen).
Der Zahnarzt selbst spricht auch kein Englisch, macht aber drei Röntgenbilder und stellt schließlich fest, daß ich mich auf eine Wurzelbehandlung freuen darf. Die müsse ich aber nicht heute machen, mit Antibiotika kann ich die Operation bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland aufschieben. Ich bekomme ein Rezept, zahle 520 Kronen (knapp 60€) Praxisgebühr und muß zur einzigen geöffneten Apotheke ins Krankenhaus fahren. Es ist inzwischen 11:30.
In der Apotheke bin ich nicht allein. Ich ziehe eine Nummer (287) und schaue auf die Nummernanzeige. Gerade wird Kunde Nummer 261 bedient. Glücklicherweise hat das Krankenhaus einen kleinen Supermarkt, da kann ich die Milch kaufen, die uns auch ausgegangen ist. Endlich habe ich meine Medikamente (30€) und die Milch und radle heim. Auf dem Weg reißt noch die Tüte und die beiden Milchpackungen fallen in den Dreck (eine platzt dabei auf), aber ich schaffe es schließlich nach Hause zum Frühstück um 12:45 Uhr.

Nach dem Essen fahren wir in die Stadt für eine Tour durch Uppsala (Kirche, Unigebäude, Runensteine...). Lohnender Nebeneffekt meiner Arztbesuche: Ich habe im Treppenhaus des Krankenhauses einen guten Aussichtspunkt gefunden ;-).
Um kurz vor 15 Uhr sitzen wir auf einer Bank auf der menschenleeren Einkaufstraße, als ein Polizeiauto langsam die Straße herunterfährt. Es hält bei uns an, die Scheibe wird heruntergelassen. "Wollen Sie etwa den Heiligabend hier verbringen?" - "Ähh... Nein?"
Offenbar hat man als Schwede am Weihnachtsabend um diese späte Stunde nicht mehr auf der Straße herumzulungern... Also haben wir uns nach Hause zurückgezogen, gegessen und gefeiert.

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