10 Oktober 2006

Thanksgiving-Wochenende

Thanksgiving Wochenende in Kanada (in USA ist Thanksgiving erst am 23.Nov! über einen Monat später, liegt einfach daran, dass Kanada weiter nördlich liegt). Was macht jeder Kanadier oder Kanadabesucher da??

N' Auto mieten!

Zum Glück hab ich rechtzeitig bei einer Firma 2 Autos vorreserviert, es war die einzige von 4 oder 5, die zum Einen überhaupt noch Autos zur Verfügung hatte und zum Anderen keine 3 Tage Mindestmiete forderten. Allerdings ging das ganze auch nur, wenn wir Freitag auf Samstag buchen und da die Mietfirma bis 21:00 Uhr auf hat am Freitag, bin ich mit Martin, einem tschechischen Informatik-Austauschstudenten um ca. 20:00 Uhr dorthin, damit wir die Autos erst um 20:00 Uhr am Samstag zurückgeben müssen (weil 24h logischerweise).
Im Nachhinein: zum Glück ging das Mieten nur von Fr auf Sa! Weil:
Die beiden Autos hatten wir nach eineinhalb Stunden Wartezeit (kamen mit der Organisation sovieler Autos auf einmal nicht zu Rande), eine halbe Stunde nach Filialschließung und wir waren wahrlich nicht die letzten Kunden, die auf ihre Autos gewartet haben ;-) Wäre das am Samstag morgen passiert, wären wir erst übelst spät losgekommen.

Am Freitag war dann noch ein Platz in den Autos frei und damit wir die Maximalanzahl an möglichen Personen ausschöpfen und somit die Kosten so niedrig wie nur möglich halten, hab ich unseren geplanten Trip in dem Outdoor-Club-Verteiler angekündigt. 14:27 Uhr die mail geschrieben, bis 18:36 Uhr haben sich 8 Interessenten gemeldet... Man könnt ja meinen, in Montréal lässt sichs net aushalten, weil so viele Leute raus aus der Stadt wollen.. ;-) Mietfirma nochmal angerufen, keine Chance ein weiteres Auto zu mieten, auch mein Mitbewohner ließ sich nicht hinreißen mitzukommen (mit seinem eigenen Auto) und so mussten leider 6 Absagen her. Eine japanische Studentin hatte ihr eigenes Auto, wollte aber wegen mangelnder Fahrerfahrung keine weiteren Gäste in ihrem Gefährt mitnehmen und eine Studentin aus Toronto antwortete am schnellsten und erhielt somit den "Zuschlag". Seht ihr, so ein Outdoor CLub is was feines ;-)

Am Samstag gings dann um 8:00 morgens los, wir fuhren nach Mont Tremblant und von dort wollten wir auf den höchsten Berg der Laurentians wandern, eben jenem Mont Tremblant (875m, man sieht auf google maps schön die Skipisten). Hat also nich ma 60% der Höhe vom Feldberg, aber da im Winter bestimmt doppelt soviel Schnee liegt, ist dieses Skigebiet der beliebteste und bekannteste (naja wohl weil am nächstgelegenste) Winterort der Montréaler. Und was machen Montréaler am liebsten am Abend? Ausgehen und Geld ausgeben in allerlei Form, und deshalb erinnert dieses Urlaubsdorf auch an einen großen Après-Ski-Treffpunkt. Trotzdem recht nett und wieder einmal eine komplett andere und noch nicht gesehene Facette von Kanada:

(die gekonnten Panoramen überlasse ich dem Meister...)
Es waren mal wieder am meisten Japaner anwesend und die Leute in der Schlange auf dem Bild stehen für eine kostenlose Stehgondel an, sponsored by Volkswagen, die ein paar Meterchen in der Stadt hochführt.

Der Aufstieg erwies sich als länger als erwartet, auf der Karte waren 6.5km und 2h+ eingetragen, gebraucht haben wir allerdings 3 Stunden. Jedoch haben wir viel (Foto-)Pausen gemacht und der Weg war teilweise (wie hier um die Jahreszeit überall) matschig und dementsprechende Vorsicht geboten. Die Stadt liegt 265m hoch, der Gipfel 875m, das macht 610m netto Höhenunterschied und eine durchschnittliche Steigung von 9,43% !!! Und es ging nicht nur bergauf, sondern auf und ab und wirklich über Stock und Stein, aber es hat sich gelohnt, der Aufstiegsweg war der bislang schönste Wanderpfad, den ich in Kanada erleben durfte. Sehr viel verschiedene Vegetation, Bäche, Wasserfälle, Seen, Felsen, Kröten... ;)

Von ganz oben war der Ausblick zwar schon spektakulär, aber leider wegen dem Stand der Sonne nicht sehr photogen. Hier das Panorama vom ersten Aussichtspunkt

... ein weiterer:
...und ganz oben:




Auf einem anderen Weg zurück (ca. 2,5h) sahen wir dann noch ganze 9 Rehe, die sich auf bis zu 3 Metern Sicherheitsabstand uns näherten.. entweder wissen die ganz genau, wann Jagdsaison ist, oder eben nicht... ;-)
Sonntag traf ich mich dann das erste mal mit Manuela, Flos Cousine und überbrachte ihr eine kleine Dankesgabe bevor wir ihre Freundin Rose abholten und zusammen auf das bereits erwähnte allsonntägliche TamTam pilgerten, wo 30-40 Drummer einfach nach Lust und Laune im Takt trommeln und dutzende Menschen einfach zuhören, tanzen und das herrliche Wetter geniessen und... was ich nun von einigen Leuten gehört habe, einfach anderen Menschen zuschauen wollen! Und wahrlich, da lohnt sich ein Blick um sich herum, neben kopfständischen jonglierenden Rentnern treffen sich auch Leute in selbstgebastelter Ritterausrüstung in einem nahegelegen Waldstück und kämpfen vergnügt gegeneinander. In dieser Stadt ist alles möglich...

Nach ner kleinen Portion Eis (einem vollen 0,3ml Becher, zum Glück hab ich ne "kleine" Portion bestellt) gings in ein Viertel, in dem viele streng gläubige Juden wohnen und sich komplett schwarz oder dunkelblau kleiden (einen kleinen Jungen haben wir gesehen - komplett in glänzender schwarzer Montur - und einen Mann mit viereckigem schwarzen Hut, in der Form einer Pizzaschachtel und genauso groß). Ziel war eine Bagel-Bäckerei, die das Gebäck noch "wie damals" im Holzofen zubereitet und anscheinend die besten der Stadt sind und nach einem Plausch in einem Café gings dann wieder nach Hause. Von Manuela stammt der Satz: "Montréal ist wie ein Lover, man kann zurückkehren, wann immer man ihn braucht." Soso.


Und last but not least war ich dann am eigentlichen Thanksgiving, also am Montag, wo sich die Familien zum traditionellen "turkey"-Essen zusammenfinden (teilweise ist das sogar wichtiger als an Weihnachten hab ich mir sagen lassen), zu einem Harvest food feast eingeladen, einem Potluck wieder. Diesmal gabs von meiner Seite aber "nur" Hamburger Kartoffelsalat. Dort traf ich einen israelischen Filmemacher, der 3 Jahre lang im Krieg sein musste und nun eine Vorlesung vorbereitet, warum Israel in den Medien so schlecht wegkommt. Er sei aber eher links orientiert betonte er mehrfach.

4 Comments:

Blogger florib said...

Wow! Now we're really attracting an international audience! Thanks for you comment, Chikashi, I will definitely check out your webpage!

Und für den Fall, daß das ein Spambot war, wie ist er am Turingtest vorbeigekommen?

Und gleich noch ein Wow! für Jox, der nun mit Abstand den Rekord für den längsten interessanten Blogeintrag innehat. Falls du die Vorlesung von dem Israeli besuchst: schreib mit, das würde mich interessieren.

Leider muß ich gleich zur Uni, daher nur ganz kurz: Klasse Fotos! Bitte mehr Bilder vom Indian Summer.

11 Oktober, 2006 08:35  
Anonymous Anonym said...

Wow schöne Bilder, will auch wieder weg in die weite Welt. Naja nächste Woche geht die Uni wieder los, also erstmal Klotzen :-/

11 Oktober, 2006 12:35  
Blogger Ttox said...

Ich denke da würds mir auch gefallen, mit so viel Wald. Was gibt es denn noch so für Clubs dort? Der Outdoor ist ja echt gut.

11 Oktober, 2006 18:36  
Blogger Jox said...

@Flo: naja in der Vorlesung wirds halt um so Sachen gehen, dass sich die Leute für die Kamera totstellen und dass man den News nicht trauen darf usw... für uns ja nichts neues, andererseits wenn man das wie der Israeli mit eigenen Augen sieht/sehen muss, wirkt das vlt schon anders auf einen und man will es zur Bewältigung vllt anderen Menschen mitteilen und wissen lassen.
@Chris: komm einfach! Vorlesungen braucht ihr doch eh keine mehr, oder?
@Ttox: Also der Outdoor Club wär das optimale für dich! Fast jeden Tag kommen Angebote zum Klettern und öfter auch ma Radtouren.
Gibt so ziemlich alle möglichen Clubs für Sport, Kultur oder Volksgruppen, hab selbst keine Übersicht, von A wie Aboriginal Network bis Y wie Young Judea on Campus ;-)
siehe http://ssmu.ca/en/rteClubsServicesMedia.ch2

11 Oktober, 2006 21:38  

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