30 September 2006

Freitagabend

Als nach der Biologievorlesung unser persischer* Kommilitone Hamid fragte, "do you want to come to a small party, in my corridor", sagten wir zu und bereiteten uns auf eine der typisch schwedischen Parties vor: Gäste kommen in den Korridor, bringen ihr eigenes Bier mit, haben daheim schon gegessen und gehen nach 2-3 Stunden in eine der Nations zum tanzen.

Als wir schließlich in Flogsta ankamen, waren außer Hamid noch eine Französin, ein weiterer Deutscher, ein weiterer Perser* und eine Finnin. Wir saßen in Hamids Zimmer und haben uns unterhalten. Auf dem Tisch standen neben Getränken auch Chips, Nüsse, Popcorn, Studentenfutter sowie arabische Karamelspezereien. Dann ging Hamid kurz aus dem Zimmer. Nach 10 Minuten kam er wieder und meinte "It's ready!". Was sei denn fertig? "Dinner!"

Während wir uns zu sechst über Pasta, Reis und Köttbular (die ubiquitären schwedischen Fleischbällchen, sprich: Schöttbüllar) sowie des Gastgebers Biervorrat hermachten...
...meinte Hamid (auf dem Foto ganz rechts) plötzlich: "Later on, I will have one or two surprises for you...". Und was für Überraschungen: Zuerst gab es Vanilleeis mit heißen Erdbeeren, dann eine fantastische Torte, deren Rezept wir leider noch nicht bekommen haben:
Dazu wurde Kaffee gereicht (schließlich war es erst halb zehn, völlig normal für Schweden). Daraufhin kam dann noch ein Gläschen Baileys, finnischer Salmiaki, sowie - unser Beitrag zum Abend - Gin Tonic.

Um 10 haben wir dann das Flogsta-Ritual des allabendlichen Vom-Balkon-Brüllens miterleben dürfen, bei dem jeder einfach seinen Frust / seine Freude rausschreit, so daß sich das Geschrei 5-10 Minuten lang über die Dächer der Hochaussiedlung ausbreitet. Wer's mal hören will, kann dies hier tun.

*) Hamid ist der Ansicht, daß andere Leute freundlicher reagieren, wenn er Persien als sein Heimatland nennt, anstelle von der Islamischen Republik I..n zu sprechen.

Abschluß des heutigen Abends bildete folgendes Produkt meiner Tätigkeit...

29 September 2006

Potluck

Ist jetzt zwar schon ne Woche her, aber bei so viel Backwerk der Schwedengang und Speichelfluss beim Lesen des blogs muss ich nun auch eine Kleinigkeit zur kulinarischen Weiterbildung und Vielfalt beitragen. Potluck, das bedeutet, wie der Name auch eigentlich schon etwas andeutet, man nehme internationale Studenten und lässt sie landestypische Gerichte zaubern. Nun, mal ehrlich, was haben Deutsche bei so einem Abend verloren? Gibt es wirklich deutsche Spezialitäten, die für so einen Abend angemessen sind... Wer will schon Schweinshaxen, Sauermagen oder Sauerkraut? Ok, Frikadellen wärn vllt nich schlecht gewesen, aber nein, es muss was ganz Besonderes her und wie ihr mich kennt, bin ich immer für süß zu haben. Projekt: Schwarzwälder Kirschtorte in Montréal ohne groß die Küchenausstattung begutachtet zu haben. Also rumgefragt wer denn ne Kuchenbackform hat... keiner, ne Auflaufform... keiner, nen handlichen Handmixer... keiner. Na gut, ab ins Kaufhaus, der billigste Handmixer kostet allerdings ca. 40 Euro (ok war auch direkt downtown). Nein danke, die haben hier immer nur diese großen Mixer, aber die sind natürlich auch nich viel billiger. Also dann muss es halt ohne gehen. Im Supermarkt waren wir und zwei Bedienstete dann beschäftigt, Sahnesteif zu finden (bis wir erst ma erklärt hatten, was wir brauchen, stabilizer heisst das auf englisch), leider ohne Erfolg, so dass wir uns für feste tiefgefrorene Sahne entschieden haben. Die Suche nach Speisestärke musste mit Vanillepudding als Ersatz beendet werden und auch bei Schokolade haben die hier so gut wie keine Auswahl. Das wichtigste ham wir natürlich auch besorgt nach langem Überlegen: Kirschwasser! Kost hier auch nur läppische 16 € und dann ists auch noch italienisches...
Naja gut, wenn wir die Sahne schon fertig haben, brauchen wir ja kein Mixer mehr. Mööööp.. Denkfehler!! Was schätzt ihr, wie lange man braucht, um Eiweiß von Hand steif zu schlagen? Ja, ohne Mixer. Was? Nene, Schneebesen gabs in meiner Küche damals auch noch nicht!!! Ja, Swetlana hat das meiste mit einer handelsüblichen Gabel vollbracht ;-) Ich nehme Schätzungen in den Kommentaren an, damit hier ma was geschrieben wird höhö, sagt der richtige gell?
Ne Waage hatten wir auch nicht, naja Intuition, Gefühl, Abschätzen wieviel von allem in den Teig rein muss, dann ab in die quadratische Auflaufform und backen.

Und ich muss sogar sagen, für diese Improvisationen ist das Resultat ganz ansehnlich und vor allem auch geschmacklich gut gelungen (der Teig war nich so schön locker wie er sein sollte, aber ansonsten..). Es präsentieren die Köche Stephan (Osnabrück, links) und Roland (München, rechts) sowie Swetlana (weder im Bild noch in der Torte versteckt, musste früher los) leider unscharf (naja der Kirschwasserdampf halt):


Es war dann auch beim Potluck die Attraktion, kam ganz gut an... Abgesehen von dem Minitisch, den sie in der international lounge für dutzende Speisen aufgestellt hatten und dem Kampf ums Futter (man konnte auch manchmal meinen ums Überleben) an eben jenem Tisch für maximal 6 Leute im Normalgebrauch wars ein cooles Treffen mit Hackbällchen aus Schweden, Käsespätzle, richtigen eingelegten Schnecken (wovon allerdings das meiste übrig blieb, tja wenig Mutproben gelungen) und Sangria, u.a.

Um ca. halb 10 beobachte ich dann, wie Weinkisten rausgeschleppt werden und denke mir noch nichts dabei. Erst als ein recht stämmiger Mann alle Plastikbecher eingesammelt hat und beim Versuch des Leerens vor der Abgabe den Kommentar "Ah that would be illegal, stop it!" losgelassen hat, wurde mir bewusst, in welchem Land ich mich befinde! Die Party wurde vom Sicherheitsdienst beendet, die irgendwie Rauch von unerlaubtem Alkoholausschank ohne Lizenz bekommen haben und nich wie ich dachte leere Weinboxen, sondern womöglich auch noch volle Flaschen "beschlagnahmt" haben... Dann wurde der Abend aufgesplittet in Bars weiter verbracht, ich war allerdings müde und bin nach Hause gelaufen mit nem fetten Küchenmesser in der Hand (das natürlich dem Schneiden der Torte gedient hat)...

Soviel mal für den Moment.. stay tuned!

25 September 2006

Kladdkaka

Aus Anlaß unseres heutigen Backtages (wir haben seit Freitag nicht mehr gebacken!) teile ich heute ein sehr erfolgreiches Rezept für Kladdkaka zum Nachbacken mit (für die schwedischen Volumenangaben einfach einen Maßbecher verwenden):
Ofen auf 175° vorheizen. 100g Butter schmelzen. 250ml Zucker, 2 Eier, 150ml Weizenmehl, 3 Eßlöffel Kakao (nicht Kaba) und 1 Teelöffel Vanillezucker dazugeben. Mischen. In gefettete Auflaufform o.ä. geben. Das ganze für 20 Minuten in den Ofen stellen. Danach auf angenehme Temperatur abkühlen lassen (sollte aber noch schön warm sein!) und mit Eis servieren.

24 September 2006

Uppsala, Stockholm, Hitchcock

Viel zu berichten, daher ein langer Eintrag. Fangen wir beim Samstag an: Samstag morgen sind wir zum Bahnhof geradelt, um nach Stockholm zu fahren. Ich wollte Uppsala schon lange einmal loben, da die Stadt sehr auf Fahrradfahrer eingestellt ist. Allerorten findet man Fahrradständer, Fahrradfahrer prägen das Stadtbild und viele Geschäfte (auch die Uni) bieten kostenlos Druckluftstationen an denen man die Reifen aufpumpen kann. (Wenn man nicht achtgibt, pumpt man zuviel und der Reifen platzt...). Wie so ein "Fahrradständer" aussehen kann, zeigt das nächste Foto (aufgenommen am Bahnhof):

Die Idee war, mit dem Zug nach Stockholm zu fahren (41 SEK) und dort den Tag zu verbringen. Der Zug sollte um 10:10 Uhr abfahren, also haben wir uns um 10 Uhr an den Automaten gestellt und Tickets gekauft. Problem: Wir waren zu zehnt, die maximale Anzahl an Karten in einem Einkaufsvorgang ist sechs. Also erstmal 6 Karten gekauft. Um 10:09 Uhr waren die endlich ausgedruckt, ich hab sie mir geschnappt und bin auf den Bahnsteig rausgerannt, um die ersten sechs unserer Gruppe auf den Weg zu schicken, wir restlichen vier wollten dann den nächsten Zug nehmen. Ich renne also zur Gruppe, rufe "Hier sind 6 Tickets, schnell, 6 Leute einsteigen!", der erste Fuß ist auf dem Trittbrett, da fährt der Zug einfach an! Jetzt wissen wir auch, wieso die Züge in Schweden so viel pünktlicher sind als in Deutschland.
Schließlich sind wir dann alle mit dem Zug um 11:10 Uhr gefahren.

In Stockholm haben wir uns aufgeteilt, Nastasja und ich sind erst einmal durch die Altstadt (Gamla Stan) gegangen und haben uns die Riddarholmskirche (Riddarholmskyrkan) von Außen angeschaut (schließlich ist schon Ende September, da gibt es in Schweden keinen Tourismus mehr, deshalb ist alles geschlossen). Eigentlich wollten wir ja beim Rathaus (Stadshuset) anfangen, aber der Aussichtsturm dort war geschlossen.

Von dort sind wir dann zum königlichen Palast gegangen, in dessen Innenhof sich ein militärisches Spektakel bot, typisch für Schweden wird auch hier Gleichberichtigung groß geschrieben.



Dann ging es weiter zum Wasa-Museum (Nastasja) bzw. Nordischen Museum (ich). Die interessante Abteilung im Nordiska Museet war eine Ausstellung über das schwedische System der Alkoholverkaufsbüros. Wer das heutige Systembolaget-Monopol für seltsam hält, sollte sich mal anschauen, wie das früher war: Zur Zeit der Rationierung entschied die Regierung, wer Alkohol kaufen durfte, und wieviel. Man konnte nur in dem Laden einkaufen, in dem man registriert war. Arbeitslose, Leute mit Steuerschulden oder verheiratete Frauen durften nichts kaufen. Nach der Rationierung wurden dann Namenslisten und Paßkontrollen eingeführt. Wer bereits unter Alkoholeinfluß auffällig geworden ist, wird aus der Liste gestrichen und das war's dann.

Nach anderthalb Stunden in den jeweiligen Museen sind wir dann in den Tierpark Skansen gegangen, in dem neben Elchen, Rentieren und Wölfen auch schwedische Häuser aus früheren Jahrhunderten ausgestellt werden.

Schließlich sind wir durch eine der großen Einkaufsstraßen wieder zum Bahnhof zurückgegangen. Dabei wurden wir durch laute Musik auf eine Gruppe von panflötespielenden Straßenmusikanten aufmerksam gemacht. Wie man sieht, sind diese Gruppen hier in Schweden besser ausgestattet als auf der Königsstraße in Stuttgart...

Der Sonntag wurde dann für Ausschlafen, zur Erholung vom vielen Rumlaufen in Stockholm und zur Vorbereitung unserer Seminarvorträge verwandt. Und während ich bei offenem Fenster an meinen Folien saß, hörte ich auf einmal ein ohrenbetäubendes Kreischen. Zum Glück war die Kamera gerade bereit, um folgenden (leider tonlosen) Film aufzuzeichen, der das dritte Stichwort im Titel dieses Beitrags veranlaßt hat:

22 September 2006

Fröhliche Radfahrer

Woran erkennt man fröhliche Radfahrer? Genau. An den Mücken zwischen den Zähnen. ;-)

Heute waren wir schon um zwei mit der Uni fertig und haben den wunderschönen Nachmittag für eine Radtour genutzt. Unser Ziel war der Mälarsee, der drittgrößte See Schwedens. Einer seiner Ausläufer endet im Süden Uppsalas, von dort geht der See bis Stockholm, wo er in die Ostsee mündet. Bis zur Wikingerzeit galt dieser See als Ostseebucht, doch dann hat sich Schweden langsam gehoben (während der Eiszeit wurde es durch das Gewicht der Eismassen herabgedrückt) und im 10. Jahrhundert wurde der Mälaren allmählich von der Ostsee getrennt. Heute liegt er etwa 50 cm über dem Meer.

Die gesamte Tour hat 3 Stunden gedauert in denen wir knapp 30 Kilometer zurückgelegt haben. Dabei sind unter anderem folgende Bilder entstanden:



Mälaren: Ufer


Panorama mit Vogelschwarm. Zusammengesetzt aus 8 Bildern, aufgenommen über 36 Sekunden zwischen 15:21:46 und 15:22:22.


Nachtrag für alle, die meine üblicherweise recht kompakten Hefezöpfe kennen (und erleiden mußten): Es geht auch anders, wenn man der Hefe viel Zeit läßt. Wie immer habe ich 500g Mehl verwendet.

20 September 2006

Backwerk

Wie Alia schon vor einiger Zeit bemerkt hat, wird in unserem Korridor sehr viel gebacken. Wir hatten schon mehrmals Kanelbullar und einmal Kladdkaka (Butter, Zucker, Kakao, wenig Mehl; mit Vanilleeis genießen).

Vorgestern wurde mir telefonisch ein Apfelkuchen angekündigt, der bei meiner Rückkehr fertig sein sollte. Als ich dann aber nach Hause kam (21:30) war von Kuchen keine Spur. Stattdessen saß Alia im Wohnzimmer und hat den Reiskocher zusammengeschraubt. Wieso?

Die Geschichte beginnt noch einen Tag früher, als ich den Reiskocher zum Reis kochen verwendet habe. Danach habe ich den herausnehmbaren schüsselförmigen Einsatz herausgenommen, ausgespült und zum Trocknen ins Abtropfgitter gestellt. Und da stand er noch, als Alia den Reiskocher verwenden wollte, was sie bis dahin noch nie getan hatte.

Sie hat dann Reis in den Kocher eingefüllt und dachte sich "Seltsam, daß der Reis da unten drin verschwindet, aber das muß wohl so sein". Dann hat sie Wasser eingefüllt und dachte "Jetzt läuft das Wasser unten aus dem Kocher raus und über den Tisch? Da stimmt was nicht...". Nach Konsultation mit Micke hat sie dann den Kocher auseinandergebaut und die Reiskörner entfernt. Als sie gerade am Zusammenbauen war, bin ich heimgekommen.

Dann mußte sie noch kochen, d.h. immer noch kein Apfelkuchen. Abends um 22:30 haben wir dann den Kuchen gemacht, der um 23:30 fertig war. Problematisch war dabei nur, daß das Rezept für den Teig nur Mehl, Butter, Zucker (zuwenig!) und Haferflocken enthielt.

Resultat: Warme, zimtige Äpfel mit Sahne und salzigen, staubtrockenen Teigbröseln:

Nach einem kuchenlosen Dienstag habe ich dann heute im Netto meinen Augen nicht getraut, da gab es tatsächlich Zwetschgen. Also nixwie nixwie gleich mal ein Kilo gekauft (31SEK) und einen Zwetschgenkuchen gebacken (der dann um 22:30 fertig war, früher gibt es bei uns einfach keinen Kuchen). Fehlende Zwetschgen wurden durch Äpfel ausgeglichen. Genau wie Montag abend haben wir die Sahne von Hand mit dem Schneebesen geschlagen:


Mitbewohner

Nachdem Nastasja sich gestern über ihre liebenswerten kleinen Mitbewohner beschwert hat, möchte ich heute mal meine Mitbewohner vorstellen. Ich hab' sie ja immer mal wieder namentlich erwähnt, aber bislang fehlten noch die Gesichter. Das habe ich hiermit behoben (naja, teilweise jedenfalls, s.u.). Die folgenden Fotos zeigen euch meine Mitbewohner, jeweils in einer typischen Pose bzw. bei der Verrichtung einer typischen Tätigkeit.

Von links nach rechts: Micke (bevor er seine Haare hat abschneiden lassen), Alia (die gerade Micke die Kappe geklaut hat), Andreas (wie wir ihn meistens sehen - es ist hellichter Tag, er ist auf dem besten Weg, Informatiker zu werden) und L. (wie wir ihn kennen und schätzen)


19 September 2006

Sprachkurs

Heute war mein erster Sprachkurstermin. Nach einigen organisatorischen Dingen (Namensliste, Kursanmeldung, welche Bücher wir kaufen sollen, wann wir den Test schreiben etc.), hatten wir noch genug Zeit, um uns in Zweiergruppen gegenseitig zu befragen. Nach 15 Minuten sollten wir dann jeweils unseren Nachbarn dem ganzen Kurs vorstellen - auf Schwedisch. Ich merke schon, ganz so einfach wir der Kurs für mich nicht, weil ich zwar gut schwedische Texte lesen kann, zum sprechen aber einfach viel zu wenig Wörter kenne. Es ging dann aber doch grade so. Und wenn man bedenkt, daß mein Tischnachbar, der schon 130 Stunden Schwedisch in Deutschland absolviert und dann auch noch einen Platz im Intensivkurs bekommen hat (warum er und nicht ich?), genauso Probleme hatte wie ich, dann muß ich vielleicht doch nicht in Panik verfallen. Aber ich muß mich anstrengen.

Die gegenseitige Vorstellerei hat dann auch gleich ein gängiges Vorurteil bestätigt: Im Kurs waren:
  • Eine Schweizerin
  • Ein Pole
  • Zwei Österreicher
  • Zwei Belgier
  • und vierundzwanzig Deutsche

langer Zwischenstand

und wieder verging ein Tag ohne was für die Uni geschafft zu haben.. Aber das kommt ab morgen ;-)
Heute war ich das erste mal so richtig einkaufen und hab mir dafür Zeit genommen. Gibt nen Laden hier, der montags 10% Ermäßigung für Studenten gibt und der dekadente Nach-Hause-Lieferservice kost auch nur n schlappen Dollar (70 Euro-Cents), was ich dann auch gleich ma in Anspruch genommen hab (ja man darf sich auch ma was gönnen und es war ja tagsüber ;) ). Naja wollt eigentlich nur sagen, deshalb blieb heut neben den 3 Vorlesungen nicht mehr viel Zeit (als Entschuldigung für meine Eltern :-) ).

Anyways, werd ma über den Trip am Wochenende berichten, da ich nun auch wie der Kingston-Flo die erste Camping-Erfahrung in Kanada hinter mich gebracht hab:
Geplant: Abreise am Freitag 15:00 - dann Einkaufen - Ankunft ca. 20-21 Uhr im Algonquin National Park in Ontario (420 km von Montreal entfernt), Ankunft am Sonntag: 15:00 da wir das Auto ja nur 2 Tage mieten wollen.
Tatsächlich: Abreise am Freitag oder besser gesagt Verlassen des Stadtgebiets von Montreal um 18:00... nunja das Einkaufen dauert hier komischerweise länger wie zuhause, man kennt die Standardprodukte eben noch nicht, und dann war da noch der Stau auf der Stadtautobahn.
Nungut, Ankunft im Algonquin (Achray-Camping Site) ca. 0:00 in absoluter Dunkelheit. Haben dann den nächstbesten Campingplatz genommen, um 1:00 unser Abendessen gekocht, was wir ma lieber hätten sein lassen sollen, denn die Nudeln in noch nicht kochendes Wasser zu stecken ist eine "bad idea", macht das nicht!!! Um ca. 2:00 warn wir dann in unsere Schlafhülsen eingewickelt und konnten dem Zeltnachbarn beim fortwährendem Schnarchen lauschen.
8:30 gings weiter. Wettervorhersage war exzellent, im Zelt hörte ich Tropfen, Tropfen und konnts nich wahrhaben, dass die Wetterfutzis sich so irren können. War aber zum Glück nur der Tau, der von den Bäumen tropfte und ab ca. 10 Uhr lichtete sich der Nebel und ließ der Sonne freien Lauf für den Rest des Tages!!! Echt nochmal einen optimalen Tag erwischt...
Der "nächstbeste" Campingplatz erwies sich als nicht ausgewiesener Platz zwischen zwei anderen, das heisst ab zum Camping-Info-Office, da wir ja sowieso die Nacht noch zahlen mussten (Servicewüste Ontario, um zwölfe nachts da niemand mehr stehen zu haben). Ok, wir müssen dann halt umziehen auf Platz 20. Wieder zurück gelaufen (warn zum Glück nur 500m), auf Platz 20 waren die Camper erst noch am Aufräumen, naja macht ja nix, gehen wir erst mal ein wenig hiken (wandern) und ziehen dann um. Immerhin ist Platz 20 direkt am Strand (Sandstrand) des Grand Lake.
Unser Wanderweg war der Barron Canyon, Rundweg 1,4km schön low nach dem Aufstehen. Und schöne Landschaft! Unser Frühstücksplätzchen:
Grade fertig mit Frühstück, kommen zwei Ranger vorbei und fragen, ob uns der weiße Van gehört. Wir sollten doch bitte unseren nächtlichen Zeltplatz verlassen, der Platz werde benötigt. Zur Information: es gibt in der Umgebung des Parks einige Wanderwege und dieser war ca. 25 km vom Campingplatz entfernt. Dass sie noch keine Vermisstenmeldung beim Auswärtigen Amt geschaltet haben... Aber die Ranger waren eigentlich ganz cool, mussten halt nur ihre Arbeit machen.
Also auf zum Umzug, wollten wir ja eh machen. Auf Platz 20 baute grad ein weiterer Camper auf. Tja, hätten wir halt ma vorreserviert, nicht wahr. Nun gut, Platz 28 war auch nur 5 Meter vom Strand entfernt (links, Platz 28 - rechts, "unser" Strand). Endlich, eine legale Bleibe für die Nacht ;-) Achja und "der Platz werde benötigt" hieß einfach nur: die netten, schnarchenden Nachbarn haben den Platz überhaupt nicht genutzt, wollten uns nur loswerden. Solche Schnarchnasen hey!

Dann konnts ja losgehen mit dem Erkunden der Wasserwege per Kanu:
(btw, von links Peter, Dänemark - Swetlana, Tübingen - Philippe - Gaelle - Antoine, letztere studieren alle in Paris)
War richtig cool, so auf dem teilweise super stillen Wasser dahinzugleiten und die Seenlandschaft und die Sonne zu geniessen. Und apropos stilles Wasser: folgendes schickiges Bild ergab sich daraus, siehe rechts. So rum siehts irgendwie besser aus ;-)
Der Indian Summer ist hier noch nicht flächendeckend so schön zu sehen, aber einen kleinen Streifen von "Bunt" gabs dann schon noch. Ich hoffe am nächsten Wochenende dann den "richtigen" Zeitpunkt zu erwischen.

Große Tiere haben wir leider keine gesehen, dafür chipmunks (Streifenhörnchen), die aus Panik immer auf uns zu gerannt sind anstatt von uns weg (?).

Jo also der Samstag war wirklich gelungen, schönes Wetter, gute Atmosphäre, hat Spaß gemacht mit den Jungs und Mädels und den Sonnenuntergang gibts am Ende des Eintrags (sieht aufm Photo komischerweise besser aus).

Sooo aber ich bin noch nicht fertig, denn dann war ja noch der Sonntag ;-) Zur Erinnerung: um 2:52pm sollte das Auto wieder in der Firma stehen, sonst gibts nen dritten Tag.
Alles zusammengepackt, ich bin grad am Zähneputzen, da kommt Swetlana und meint ganz lapidar: "Du wir ham nen Platten"... Das Rad vorne links war platt. Ok hilft nix, Ersatzreifen drauf. Hm gut, da brauchen wir aber so nen Schraubsschlüssel (ich weiß is bestimmt der grottenfalsche Begriff dafür, aber da seht ihr ma, wie toll wir uns verständigen können, ich kenn nich ma den dt. geschweige denn den engl. Begriff, aber alle wussten was wir brauchen) dafür, um 1. das Ersatzrad zu bekommen (is an einem Kabel unterm Kofferraum befestigt, das man lösen muss, um ihn "herunterfahren" zu lassen) und 2. um den Wagenheber zu bedienen und 3. um die Schrauben am Rad zu lösen und dann eben mit dem neuen Rad zu befestigen. Tja, überall gesucht, nirgends gefunden. Gut, sind ja zum Glück noch andere Camper da. Der erste hat nich gepasst, der zweite Camper hatte dann "unsere" Größe. Ok, Rad gewechselt nach ner ganzen Weile... Da lauf ich einfach ma so um das Auto, weil mir grad danach ist. Mein Blick streift das linke Hinterrad und verharrt ungläubig darauf. Tja ein zweites Ersatzrad is nich! Ok so ganz auf den Felgen sind wir dann auch nich die 500m zur Info gefahren, war also schon noch ok denk ich. Dort versucht die Mietwagenfirma anzurufen und zu fragen, ob Abschleppen versichert ist und obs was ausmacht, wenns später als 2:52pm wird. 3x versucht mit dem Telefon, kein Telefonempfang, tja ich solle es immer weiter versuchen, irgendwann klappts schon (Wildnis). Beim 4.mal kann ich zu der automatischen Telefonkartenfirma verbinden (um Gespräche ungleich local calls zu führen muss man hier immer ne Telefonkarte haben, da ruft man an, gibt nen speziellen Code an und wählt dann erst die gewollte Nummer). Nunja nach 6-7 Versuchen und bestimmt 20 Minuten mit der Telefonkarte, die bislang von jedem anderen Telefon einwandfrei funktionierte, erlöste mich ein Ranger und meinte, versuchs einfach ohne die Karte. Alles klar, platter Reifen "should be" versichert und "should be ok", später zu kommen, aber ja kein Abschleppdienst holen (wollte mir aber nich verraten, ob das etwa nicht versichert wäre).
Also haben wir einfach ma versucht, den hinteren Reifen aufzupumpen, vielleicht reichts ja bis in die nächste Werkstatt (ca. 60 km entfernt). Und es reichte tatsächlich ganz gut. In Pembroke, einem sympatischen (auf einem Werbestreifen über der Straße wurde ein "Oktoberfest at Germania Club" angekündigt) 10.000 Einwohner-Fleckchen gibt es alles was das Herz begehrt, da scheint jeder Einwohner Verkäufer zu sein, naja jedenfalls und für uns zum Glück gibts auch einen Canadian Tire. Nach ein wenig Kommunikationsschwierigkeiten haben sie unser Problem dann auch verstanden und machten sich an die Analyse. Im vorderen Rad fanden sie den netten Nagel im Bild rechts.
Wir genossen unser Mittagessen derweil in der Sonne auf einem Fleckchen Rasen am Rande des riesigen Parkplatzes, der von Canadian Tire, Wal Mart und noch so nem großen Bunker geteilt wird.
Nach ner weiteren halben-dreiviertel Stunde war dann auch der zweite Reifen repariert (wusste gar nicht, dass man Reifen wie beim Fahrrad flicken kann) und der Mechaniker zeigte uns den noch erstaunlicheren Fund im Reifen (Bild rechts). Sind letztlich mit 34 Dollar noch glimpflich davon gekommen, ich befürchtete schon schlimmes und da es ja versichert schien und wie sich heute herausstellte, auch war, ists nochmal gut ausgegangen. In Montreal waren wir dann zur Autoübergabe um 18:04, 3 Stunden und 12 Minuten später als geplant/gefordert und 1 Stunde und 4 Minuten später als der Ladenschluss der Firma.
Also sind wir heute hin und haben den Typ überzeugen können, dass wir wirklich keinen Schraubschlüssel im Auto hatten (und dadurch soviel Zeit verloren haben) und so konnten wir auch die zunächst noch von uns geforderten 10 Dollar Über-Nachtpauschale einsparen.

Und da ihr jetzt so tapfer beim Lesen wart, gibts zur Belohnung 2 Sonnenuntergang-Bilder:


16 September 2006

Viel zu sagen

In den letzten zwei Tagen ist viel passiert, daher wird das hier ein längerer Eintrag.

Donnerstag morgen: Unser Besuch bei Biotage [sprich: B'aiota:sch] war sehr interessant. Es gab kostenlosen Kaffee, einen Vortrag zur Technologie sowie eine Führung durch die Labore. Da Labore überall gleich aussehen, habe ich hier nur ein Foto vom Blick aus einem der Fenster des großzügigen Mitarbeiter-Aufenthaltsraums für euch (mit Schloß und Kirche):


Was die von Biotage erfundene (und von 454 life sciences weiterentwickelte) Technik angeht, sind die jeweiligen Internetseiten dieser Firmen sicher bessere Quellen als ich es bin. Interessant ist vielleicht, was die Technik für Schwächen hat: Die read-Länge einer sequenzierten Sequenz liegt zwischen 80 und 150. Sequenzen mit mehr als 5 aufeinanderfolgenden gleichen Nucleotiden (z.B: AAAAA) können nicht verläßlich sequenziert werden. Fazit: Für die Sequenzierung des menschlichen Genoms ist die Technik ungeeignet. Entsprechend ist das Haupteinsatzgebiet auch anderswo: Sequenzierung von DNA eines Individuums im Vergleich zur bereits durch andere Methoden bekannten Sequenz zur Feststellung von Mutationen, Untersuchung von DNA-Methylierung (CpG islands) im Zusammenhang mit der Tumorentstehung.

Freitag abend hatten wir dann eine Party in unserem Korridor (von 19 bis 5 Uhr). Dafür habe wir extra alles nett hergerichtet (Premiere: Video im Blog, zugegebenermaßen nicht sehr ruckelfrei ;) ):



Während der Party waren die Zimmer z.T. sehr voll, eine vorläufige Zählung gegen 21:00 ergab 27 Gäste. Zur Feier des Tages hat Nastasja noch einmal Kanelbullar gemacht, diesmal mit 2kg (!) Teig. Ich habe mich um das Bestücken des Backofens gekümmert und 9 Bleche Bullar ausgebacken. Bei den Gästen sind die sehr gut angekommen, ein paar sind noch übrig und wurden eingefroren.

Und schließlich gab es heute morgen noch eine große Überraschung: Die totgeglaubten Pflanzen im Wohnzimmer (sind auch im Video kurz zu sehen), die nach monatelanger Trockenheit letzte Woche zum ersten Mal wieder gegossen wurden (von Alia, wir anderen hatten sie schon aufgegeben), treiben wieder!

15 September 2006

kurzer Zwischenstand

The (-) strand genome RNA is copied into (+) strand full-length complement RNA which.... *gääääähn* Da schreib ich doch lieber während dieser spannenden Vorlesung kurz was in den Blog:

Wie ihr an der Anzahl der blogs bemerken könnt, finde ich wenig Zeit für meine eigene "Freizeit", was allerdings nicht an der Uni liegt sondern eher an den Freizeitaktivitäten bzw. den Planungen dazu. Letztes Wochenende waren wir wandern in den Laurentians, einem kleinen Gebirgszug im Westen Montreals und in 3 Stunden gehts selbstorganisiert in einen Nationalpark ca. 400 km westlich von Montreal, wo wir bis Sonntag campen und morgen Kanu fahren und wandern wollen. Ich hoffe, wir sehen erneut ein paar Viecher. Erneut? denkt ihr jetzt... ja ich schulde euch noch ein paar Geschichtchen, nächste Woche muss ich anfangen zu lernen (die erste kleine Prüfung kommt schon übernächste Woche) und da werd ich als Ablenkung detaillierter ins blog schreiben.

Achja, nachdem die Eigenschaft "preisgünstige Stadt" ein wenig nach meinen Erfahrungen eingeschränkt werden muss, wankt nun auch der Gesichtspunkt "Sicherheit", wie ihr sicher mitbekommen habt ;-) Aber naja, das kann überall passieren. Ich hab davon nur die 3 über der Stadt kreisenden TV-Hubschrauber mitbekommen und der Piepser von ner Dozentin, die in einem Krankenhaus schafft, meldete sich alle 2 Minuten während der Vorlesung...

Schönes Wochenende euch allen, bis denne

14 September 2006

Mein erster Besuch..

..kam am Montag vorbei, und zwar in Form von Kata und Flo, die praktisch gerade auf der "Durchreise" waren. Sie haben auch gleich auf meinem Zimmerboden (immerhin gibt's auch 'nen Teppich) probegeschlafen und sich jedenfalls nicht beschwert. Also wer will, kann gern vorbeikommen..

Netterweise haben die beiden auch gleich noch ein Schwimmbad in Uppsala ausgekundschaftet und ausgiebig getestet. Scheint toll zu sein, wenn man sich nicht gerade verläuft und in der Schul-Schwimmhalle landet, ist also sicher mal 'nen Besuch wert, wenn's Winter wird..

Im Moment kann man nämlich auch noch gut im See schwimmen. Jedenfalls hat Achim das behauptet, wir anderen haben uns nur mit den Füßen reingetraut. Aber vielleicht erzähl ich mal von vorne, und nicht rückwärts..
Wir sind gestern mit dem Rad zu 'nem größeren See im Süden Uppsalas gefahren, dem Mälaren. Wir, das sind Katrin aus Bonn, meine Mitbewohnerin, und noch ein paar andere Deutsche (nochmal Katrin und Achim aus Bonn, Vera aus Freiburg und Anica aus Berlin - die wohnt übrigens im gleichen Haus wie Flo, sie kennen sich aber noch nicht). Der See ist total schön und es sieht alles so richtig schwedisch aus. Leider hab ich ja keine Kamera, aber die anderen haben Bilder gemacht, vielleicht komm ich da ja auch noch irgendwie dran..
Eine Kunstausstellung oder sowas haben wir auch noch entdeckt. Die war direkt am See mitten an der Landschaft und hat halt aus irgendwelchen Skulpturen usw. bestanden.

Achim hat sich jedenfalls sogar komplett ins Wasser getraut, obwohl es total eiskalt war. Dafür ist er dann auch noch mit dem Rad hingefallen. Ist aber auch saugefährlich hier, überall ziemlich "tiefe" Schotter- und Kieswege, wo man so schon leicht wegrutscht, und dann auch noch ohne Ende Schlaglöcher, Steine, Wurzeln und sonstwas auf dem Weg. Und dann hat man ja auch nicht die tollsten geländetauglichen Räder, sondern so alte Teile, die größtenteils auch nur 'ne Rücktrittbremse haben, also keine Vorderradbremse zusätzlich. Ich hab Glück, mein Rad hat keinen Rücktritt und sogar 2 Handbremsen, dafür quietschen die ziemlich heftig, wenn sie nass werden und besonders vertrauenserweckend sind die auch nicht.

Heute Abend gibt's ein Welcome-Dinner von Cambius. Das ist so 'ne Organisation, die ab und zu irgendwelche Aktivitäten für internationale (und schwedische) Studenten anbietet und z.B. auch ein Buddy-Programm. Es gibt wohl Fisch. Ich bin gespannt...

Am Montag war übrigens ein Einstufungstest für die Schwedisch-Kurse. War ganz ok und ich geh davon aus, dass ich in Stufe 3 (höchste Stufe) komm. Jedenfalls wird gemunkelt, dass da jeder reinkommt, der halbwegs grammatisch sinnvolle Sätze schreiben kann. Allerdings ist mir immernoch schleierhaft, wie man 100 Wörter über die Trinkgewohnheiten der Deutschen ("your home country") schreiben soll und dann nochmal 100 Wörter darüber, was man selber gerne trinkt. Und das dann auch noch auf Schwedisch..

13 September 2006

Drosophila

Dieses Jahr haben die Fruchtfliegen die Küche übernommen... "Oah! Da ist ja ein ganzer Schwarm im Kaffeefilter!" - "Ich weiß... Zeig nicht, daß du vor ihnen Angst hast."

Da obiger Comic, der an der Pinnwand in unserer Küche hängt, der Wirklichkeit in unserem Komposteimer immer näher kam, haben wir (Alia und ich) uns zehn Minuten Zeit genommen und einen Deckel für selbigen gebastelt. Das Ergebnis unserer Mühen darf auf dem nächsten Foto bewundert werden. Jetzt ist es in der Küche geradezu einsam... wie ausgestorben.


Weitere gute Nachrichten gibt es im Bezug auf unser Wohnzimmerradio. Nach mehr als drei Wochen ohne funktionierendes Radio hat Micke unseren Schatz wieder zum Leben erweckt. Ab jetzt wird es nur noch ein- und ausgesteckt, die Schalter darf keiner mehr berühren (entsprechendes steht auch auf dem Schild, daß wir über die Tasten geklebt haben). Das Geheimnis: Wenn man den Ausschalter halb reindrückt und gleichzeitig den Schalter für "FM" drückt (der das Radio gleichzeitig ein- und auf UKW schaltet), dann geht es an und man muß nur noch den Ausschalter langsam loslassen.



Morgen besuchen wir BioTage, eine schwedische Firma, die ein neuartiges Sequenzierverfahren entwickelt hat. Mit diesem "Pyrosequencing" kann man in einer Maschine innerhalb von vier Stunden 25 Millionen Nucleotide sequenzieren, d.h. theoretisch das gesamte menschliche Genom in 22 Tagen (und das war mit nur einer Maschine!). Das ganze ist ca. 100 Mal schneller als das bislang übliche Kettenabbruchverfahren. Außerdem erspart man sich das aufwendige erzeugen einer Klonbibliothek mit Millionen von Reads. Mehr dazu morgen nach dem Besuch.

10 September 2006

Kulturnacht // Sehr seltsam

Der gestrige Samstag wurde sinnvoll eingesetzt: Zunächst haben wir (Micke, Alia, Nastasja, Sabine und ich) fünf Stunden mit Shopping verbracht. Erst im Överskottsbolaget = Überschußladen, sowas wie "Pick's raus" in Deutschland), wo wir für 40€ endlich eine Mikrowelle für unsere Küche gefunden haben, dann im Ikea ("nur ein paar Kleinigkeiten besorgen") und schließlich im großen Supermarkt für Lebensmittel und Vorräte.

Dabei fällt auf, daß die Supermärkte hier zwar fast genau wie in Deutschland sortiert sind, aber eben doch nicht ganz genau gleich. Manche Dinge gehören in Schweden zu einer anderen Produktgruppe als bei uns. Dazu gehören u.a. Rosinen (nicht bei Nüssen, Kokosraspeln usw. sondern bei Fruchtsäften und Trockenobst, was ja noch sinnvoll ist) und Semmelbrösel (nicht bei Mehl sondern bei Müsli).

Auf die Einkaufstour folgte dann eine Tour durch die Stadt, da am Samstag abend die sog. Kulturnacht stattfand ("Kulturnatten"), mit vielen Ausstellungen, Performances und Aktivitäten (z.B. amerikanisches "Line dancing"). Manche Punkte des 15-seitigen Programms waren dann allerdings auch etwas enttäuschend, so zum Beispiel die große Light show. Die ging zehn Minuten, in denen sieben Scheinwerfer bewegte Lichtpunkte auf den Rohbau des neuen Konzerthauses warfen, begleitet von lauter Musik. Schöner war da die Erfahrung, Uppsala einmal voller Menschen zu sehen. Halb Schweden schien sich durch die Straßen zu drücken. Außerdem war der Dom nachts geöffnet und innen beleuchtet, so daß ich ein Foto vom großen Glasfenster und den ebenfalls von innen erleuchteten Turmspitzen machen konnte.

Neue Unerklärlichkeiten im Zusammenhang mit dem Psychopathen gibt es ebenfalls zu berichten: Nachdem wir seinen Briefkasten erst vor kurzem geleert hatten, ist er nun schon wieder voll. Ich habe aus Interesse mal das erste Blatt von Außen durch den Briefschlitz herausgezogen. Es hat sich als Rechnung über Ls Miete herausgestellt. Rechnungsdatum ist August 2002. Entweder ist die Post hier sehr langsam, oder irgend jemand hat ein Lager mit Ls alter Post und füllt den Briefkasten periodisch damit auf. Da ich die Rechnung bei der letzten Briefkastensäuberung nicht gesehen habe, kann ich ausschließen, daß sie aus dem zuvor entsorgten Briefkasteninhalt stammt. Erklärungen?

08 September 2006

Etwas Stockholm, etwas seltsam

Heute sind wir mit dem Biokurs nach Stockholm gefahren an die KTH (Kungliga tekniska högskolan, Königlich Technische Hochschule). Die KTH hat erst vor wenigen Jahren ein sehr einfallsreich als "AlbaNova" bezeichnetes neues, weißes Gebäude gebaut, in dem verschiedene Forschungszweige zusammengefaßt sind.
Kurz vor unserer Ankunft sind wir am Gebäude der schwedischen Akademie der Wissenschaften vorbeigefahren. Die Akademie bestimmt, wer einen Nobelpreis bekommt und wer nicht.




Das AlbaNova selbst ist ein großes, schmuckloses Gebäude, bei dem man nicht am Platz für Treppenhäuser (links) und Flure (unten) gespart hat. Alle Büros haben eine große Fensterfront, dafür haben die Labore keine Fenster.
In diesen Laboren wird unter anderem der sog. Human Protein Atlas entwickelt. Dieses Projekt hat das Ziel, für ca. 40% aller knapp 25000 menschlichen Proteine spezifische Antikörper zu entwickeln und dann mit jedem Antikörper siebenhundert Gewebetypen zu färben. Die Gewebe werden dann von Pathologen ausgewertet, was schließlich den "Atlas" ergibt, der für jedes Protein eine Art Landkarte enthält, die zeigt wo es im menschlichen Körper zu finden ist. (Für die Biologen: Pro Woche werden dort 100 neue hochspezifische Antikörper entwickelt. Für die Informatiker: Pro Tag werden dort 200GB an Daten erzeugt.)


Eigentlich wollten wir dann noch in Stockholm bleiben und ein paar Sehenswürdigkeiten abarbeiten, aber da es in Strömen geregnet hat, haben wir uns entschieden, mit den anderen zurückzufahren.

Und das war auch gut so, sonst hätte ich eine wichtige neue Entwicklung im Zusammenhang mit dem Psychopathen verpasst. Als ich nach Hause kam war nämlich Ls Briefkasten schon wieder vollgestopft und ich habe mich erst einmal daran gemacht, die unzähligen Wahlwerbeprospekte rauszupulen und wegzuwerfen.
Einige Zeit später bin ich grade im Gemeinschaftsraum, als es an der Tür klingelt. Davor steht ein junger Mann, den ich auf etwa mein Alter schätze. Der folgende Dialog lief halb auf Schwedisch, halb auf Englisch:
- Hallo. Ist L da?
- Nein. Bist du einer seiner Freunde?
- Ja. Aber ich habe seine Handynummer nicht. Ist er da?
- Nein, ist er nicht. Ich habe ihn hier noch nie gesehen.
- Aber er kommt heut noch wieder?
-
Keine Ahnung, ich habe ihn noch nie hier gesehen.
- War er heut schon da?
-
Moment...
[Ich schaue nach, ob der Tesafilm zwischen Ls Tür und Türrahmen unbeschädigt ist]
- Nein, ich glaube nicht.
- Aber er wohnt doch hier?
- Weiß nicht, ich habe ihn hier noch nie gesehen. Kennst du L gut?
- Ja. Aber ich habe seine Nummer nicht. Naja. Egal. Ciao.

Was soll man daraus machen? War das wirklich ein Freund von L? Oder jemand, dem L noch Geld schuldet? Oder war es womöglich L selbst, der mal inkognito einen Blick auf seine Mitbewohner werfen wollte? Dafür war er doch viel zu jung! Hat er sich ein operativ verjüngen lassen? Weiß er, daß ich seine Post weggeworfen habe?

06 September 2006

An die Daheimgebliebenen

Für diejenigen unter unseren Lesern, die uns erst einen baldigen Besuch ankündigen und dann plötzlich doch nicht gebucht haben, haben wir heute mal den Ablauf eines ganz typischen Abends hier in Schweden dokumentiert. Damit der Eintrag bei all den tollen Dingen, die wir hier tun, nicht zu lang wird, beschränken wir uns auf die Viertelstunde, die auf eine kleinere Backorgie folgte (wie angekündigt haben wir Kamelböller gemacht). Genauer: Auf 14 Minuten und 52 Sekunden:

21:49:54

22:05:46


Hinweis zum ersten Bild: Hier seht ihr den Inhalt eines Backbleches. Der Inhalt zweier weiterer Bleche ist im Gefrierschrank und kann bei Bedarf frisch aufgebacken werden.
Hinweis zur Zeit zwischen den Bildern: In dieser Zeit haben Sabine, Nastasja und ich unser Abendessen eingenommen.
Hinweis zum zweiten Bild: Den restlichen Inhalt des Tellers haben wir für meine Mitbewohner zurückgehalten.

Übersichtlich...

...ist es in unserer Laborschachtel so langsam nicht mehr. Jeden Tag kommen neue Proben dazu, die irgendeinen Zwischenschritt des großen Experiments darstellen und zur Sicherheit aufgehoben werden müssen. Wenn man dann später einen Fehler macht, muß man wenigstens nicht mehr ganz am Anfang anfangen ("Gehen Sie direkt ins Gefängnis, gehen Sie nicht über LOS, ziehen Sie keine 2000 Mark ein.").
Man beachte die ordentliche Beschriftung aller Gefäße.
Ansonsten kommen wir mit dem Experiment sehr gut voran. Wir haben in verschiedenen Schritten unsere Probenanzahl reduzieren können, z.B. wenn nach einem Reinigungsschritt die Probe plötzlich supersauber, d.h. frei von jeglichem Inhalt ist.
Von fünf eingangs vorhandenen Proben (Blatt, Pilz, Schimmel, Blatt und Wasser aus einer spanischen Saline) hat es nur eines der Blätter durch alle bisherigen Schritte geschafft, und trotzdem haben wir für morgen 10 Lösungen, die weiter untersucht werden wollen. Am Ende hoffen wir über die DNA des Blattes die Pflanzenart bestimmen zu können (anhand der 18S rRNA für alle Eingeweihten), sowie evtl. auf/mit der Pflanze lebende Bakterien (anhand der 16S rRNA, wenn wir da was zwischen all den mitochondrialen rRNAs sehen).

05 September 2006

Beobachtungen an der anderen Uni

So kurz nachdem ich den letzten blog gepostet habe, hats auch schon hingehauen mit ner Bude hier. Ist zwar nicht meine Traumwohnung, aber ich hoffe ich komme dennoch damit klar. 8 Minuten zu Fuß zur Uni dürften im Winter nicht schlecht sein, leider wohne ich nicht mit Studenten, sondern mit einem 27jährigen Ex-Studenten zusammen und auch nicht in dem "französischem" Teil der Stadt, an den ich mich eigentlich ganz gut gewöhnt hatte, aber na gut. Leider bringts nich viel, euch das in google earth zu zeigen, da über beiden Wohnungen Wolken liegen, aber immerhin kann man die Uni sehen: bisherige Bleibe (Bude von Manuela, Flos Cousine) - neue Wohnung - Uni (der Pfeil zeigt auf die Eingangspforte; der Avenue McGill nach Norden folgend stößt man auf das nicht so spektakuläre Hauptgebäude:
Blick nach links:(man beachte wie die Uni mitten in der Natur liegt, seht ihrs ganz im unteren linken Eck?)
Auf dem folgenden Bild seht ihr ein weiterer Beweis für die atemberaubend ursprüngliche Natur, in die sich die Uni schmiegt, es ist der Blick von obiger Wiese nach hinten:
Bis auf environmental sciences oder sowas befindet sie sich so ungefähr in dem Karree (schreibt man das so, nach der neuen dt.Rechtschr. wohl schon) Rue University, Rue Peel, Avenue des Pins und Rue Sherbrooke.

Jo und heut war auch schon erster Unitag. Horden, nein Massen von Studenten tummeln sich auf dem Campus rum, wie auf einem Straßenfest, ist man überhaupt nicht von Tübingen gewohnt, da hier halt alle Fakultäten zusammengepresst sind auf einem Gelände.
Draußen werben Firmen und sind Fressbuden aufgestellt, dazu laute Musik, teilweise live. Wie in Schweden und SA wird auch hier nicht geklopft und ne Mensa gibts auch net. naja anders eben.
Den Englischkurs, den ich als erstes hatte, den werd ich gleich ma schmeissen, da wird dann doch zuviel verlangt (Vokabeltests, 4 essays mindestens, ...), man lernt zwar vielleicht was, aber da muss man sich dann mit so viel Themen auseinander setzen.. nä.
Artificial Intelligence hab ich mir ma angehört, naja da werd ich mich wohl durchkämpfen (müssen, irgendwas muss man ja tun ;-) ), da gilt es später dann mal ein Spiel zu implementieren mit Lernalgorithmus eigener Wahl. Die automatischen Spieler jedes Studenten werden dann in einem Wettbewerb gegeneinander antreten. Leider ist das keine Gruppenarbeit, sondern jeder programmiert individuell.

Naja genug für jetz, jetzt hab ich mich auch noch an dem neu gekauften Transformator verbrannt, der is nur für 50W ausgelegt, mein Laptop-Netzteil hat 90W und da der Strom "gewackelt" hat, wollt ich ihn rausziehen, mei war das heiß, es riecht auch noch danach.